Hintergrund

Berliner Wohnungsnot als Marktchance für Investor_innen?
Die Jahrestagung der Immobilienwirtschaft wird vom Handelsblatt unter dem Motto „Immobilienbranche boomt wieder!“ ausgerichtet. Teilnehmen werden die großen Immobilienkonzerne, Investmentbanken, Beratungsgesellschaften und Vertreter_innen von Parteien sowie der Bundesbauminister, Peter Ramsauer. Beim „wichtigsten, unabhängigen Treffpunkt der Immobilienbranche“ wollen sich die „Keyplayer der Immobilienszene“ über die Marktsituation informieren, austauschen und wichtige Geschäftskontakte knüpfen.

Hier das offizielle Tagungsprogramm für den 18./19. Juni 2012.

Während die Mieter_innen in Berlin und anderen Großstädten unter der Last rapide steigender Mieten ächzen, soll auf dieser Konferenz besprochen werden, wie man aus dieser Wohnungsnot noch größere Gewinne schlagen kann.

Rendite mit der Miete?
Der Berliner Wohnungsmarkt boomt, immer schneller werden Wohnungen als Ware von Hedgefonds und internationalen Investoren hin- und hergeschoben – das „lebende Inventar“ gleich mit. In der Finanzkrise sind Berliner Mietshäuser bei Anleger_innen als sicherer Hafen besonders beliebt. Die explodierenden Mieten machen die Immobilien nur noch attraktiver, denn es winken immense Wertsteigerungspotentiale. Dass die Mieter_innen existenziell auf den Raum angewiesen sind, mit dem andere möglichst viel verdienen wollen, ist für die Immobilienwirtschaft kein Problem, sondern Basis ihres Geschäftsmodells.

Privatisierung ohne Ende?
Die Politik beschränkt sich derweil darauf, investorenfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Sie treibt den Ausverkauf der Stadt maßgeblich voran, anstatt die Mieter_innen zu schützen und die Stadtentwicklung an den Bedürfnissen der Bewohner_innen Berlins auszurichten. Seit den 1990er Jahren wurde ein erheblicher Teil des kommunalen Wohnungsbestandes verkauft und so die Möglichkeit, Mietpreise anhand sozialer Kriterien zu beeinflussen, immer weiter aus der Hand gegeben. Vorreiter war der Verkauf der GEHAG, die heute in der Hand des börsennotierten Konzerns DEUTSCHE WOHNEN ist – deren Vertreter_innen auf der Teilnehmer_innenliste der „Jahrestagung Immobilienwirtschaft“ stehen. Auch das größte durch den rot/roten Senat privatisierte öffentliche Wohnungsunternehmen Berlins, die GSW, nimmt teil. Weiterer prominenter Teilnehmer der Jahrestagung und Sponsor des Abendprogramms ist die TLG Immobilien GmbH, die als Treuhandausgründung das größte ostdeutsche Immobilienunternehmen ist und sich – noch – in der Hand des Bundes befindet. Das soll sich schon bald ändern, denn auch diese florierende GmbH soll privatisiert werden. Da wundert es nicht, dass sie die Immobilienwirtschaft anschließend zum „stilvollen Abendessen“ einlädt – in eines ihrer bekanntesten Objekte im Prenzlauer Berg. (Dinnerbeginn: 19 Uhr, Soda Club, Kulturbrauerei).

„Alle Welt investiert in deutsche Immobilien“, heißt es in der Programmankündigung für die Diskussionsrunde am Montag nachmittag. „Saisonales Hoch oder langfristiger Trend? Welche kritischen Faktoren könnten den Boom stoppen?“ WIR.

(Text ist zum Teil abgekupfert von keinerenditemitdermiete.blogsport.de, ist so schön formuliert…)